Lesung mit Chaim Noll

29. Oktober 2015

Stadtbibliothek, Bücherturm - 19.30 Uhr
Herrnstraße 84, Offenbach am Main

Ein kleiner Ort mitten in der israelischen Wüste während der Intifada steht im Mittelpunkt von Chaim Nolls Roman "Die Synagoge". Hier stehen am Rand eines großen Kraters das Grab eines berühmten Politikers, mehrere wissenschaftliche Institute für Solarenergie und Wüstenforschung, eine Highschool sowie eine Militärbasis. Die Menschen, die hier leben, sind überwiegend Akademiker oder Verwaltungsangestellte – Juden und Christen aus aller Welt, die ihre Häuser mit Hilfe von Arbeitskräften aus den Palästinensergebieten bauen und erhalten oder die Traditionen der Beduinenstämme erforschen. Religion spielt in dem Leben der meisten von ihnen nur eine nachgeordnete Rolle. Im Zentrum des Romans steht die prachtvolle, doch meist leere Synagoge des Ortes. Nur einige wenige, wie die Deutschen Abi und Livia – er Schriftsteller und Journalist, sie Malerin – oder der russischstämmige Paul aus England, dessen Mutter vor Kurzem gestorben ist, suchen hier Halt und Trost. Anderen aus der Nachbarschaft ist sie eher ein Dorn im Auge, so auch Holly, einem radikalen Veganer und Wehrdienstverweigerer, der nach einer langen Europareise mit Depressionen und Aggressionsschüben zu kämpfen hat …

Chaim Noll geboren 1954 in Berlin, verweigerte 1980 den Wehrdienst in DDR-Armee aus Gewissensgründen, Einweisung in psychiatrische Kliniken, 1983 Ausreise mit Frau und Kindern nach West-Berlin, wo er seine ersten Bücher veröffentlichte. 1989-91 Wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Freien Universität Berlin, 1992-95 in Rom, seit 1995 in Israel, 1998 Einbürgerung in Israel. Rückkehr zum religiösen Judentum; Vorlesungen an deutschen und englischen Universitäten, 1998-2009 Dozent an der Ben Gurion Universität, Beer Sheva, Israel, Mitglied des PEN Israel.